Wie und Wann Speierling veredeln? (Sorbus domestica L.)
Speierlinge sind in Mitteleuropa recht selten. Ihre Blätter sind denen der Vogelbeere ähnlich, die Rinde ähnelt aber eher Birnbäumen und im Gegensatz zu beiden sind Speierlingsknospen groß und klebrig. In Südwestdeutschland gib es sie auch noch vereinzelt in lichten und warmen Wäldern. Es gibt jedoch lokal, z.B. um Frankfurt am Main herum, wo sie traditionell zum Äbbelwoi zugesetzt wurden, auch Fruchtsorten oder zumindest besondere Auslesen, die zur Vermehrung veredelt werden müssen.
Speierling gehören zum Kernobst und genauer zur Gattung Sorbus, wobei er allerdings nur recht entfernt mit den anderen Arten in dieser Gattung verwandt ist. Deswegen ist die beste und vermutlich einzig dauerhaft kompatible Unterlage Sämlinge der eigenen Art, welche mehr oder weniger große Bäume ergibt. Veredlungen auf Birne, Quitte, Weißdorn oder Vogelbeere sind heutzutage unüblich und, wegen eventueller Unverträglichkeit, risikoreich. Früher wurden diese allerdings teilweise durchgeführt und müssen zumindest manchmal auch erfolgreich gewesen sein. Persönlich hatte ich noch nie mit anderen Unterlagen als Speierlingssämlingen Erfolg.
Speierlingsreiser können recht gut lange gelagert werden und Speierlinge sollten auch eher spät, nach dem Austrieb der Unterlage, veredelt werden.
Grundsätzlich können alle üblichen Veredlungsmethoden verwendet werden, wie auch für andere Kernobstarten:
- Anplatten, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
- Kopulation, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
- Rindenpfropfen, im Frühjahr, April-Mai, die Rinde der Unterlage muss sich leicht lösen, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
- Spaltpfropfen, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
- Geißfuß, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern
- Okulation, im Sommer, August, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern
- Chip, im Frühjahr, März-April, mit im Winter geernteten und in Ruhe gehaltenen Reisern oder im Sommer, August, mit unmittelbar vorher geernteten Reisern