Unterlagen für Mispeln (Mespilus germanica L.)

Mispeln lassen sich auf eine große Auswahl von Kernobstarten veredeln, am häufigsten werden jedoch die selben Quittenunterlagen, die auf für Birnen genutzt werden, verwendet. Früher wurde häufig auch Weißdorn verwendet, da er in einem Großteil Europas wild wächst und deshalb leicht verfügbar war (und immernoch ist). Weißdorn wird für Mispeln häufiger als Unterlage verwendet als für Quitten.

  • Ein- und Zweigriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna Jacq. ,Crataegus laevigata (Poir.) D. C.)
    • mittelstarker-starker Wuchs
    • resistent gegen Trockenheit und Kalk
    • anfällig für Feuerbrand
    • schwächerer Wuchs als die aufveredelte Mispel, deswegen langfristig (>20 Jahre) oft Stabilitätsprobleme, deswegen am besten niedrig veredeln
    • potentiell viele dornige Wildtriebe, am besten niedrig veredeln
  • Quitte BA29 (Provencequitte)
    • mittelstarker-starker Wuchs, kräftigste Quittenunterlage
    • erhöhte Produktivität
    • kalktoleranteste Quittenunterlage, auch tolerant gegen Trockenheit und Frost
    • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
    • durch große Wurzelmasse sehr gute Nährstoffversorgung
    • gut vermehrbar, auch durch Steckholz
  • Quitte A
    • Selektion aus der Quitte aus Angers
    • mittelstarker Wuchs,
    • empfindlich gegen Staunässe und Trockenheit
    • anfällig für Chlorose in stark kalkhaltigen Böden
    • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
    • gut vermehrbar, auch durch Steckholz
  • Quitte Sydo
    • Selektion aus der Quitte aus Angers
    • mittelstarker Wuchs, etwas schwächer Als Quitte A
    • frühe und hohe Erträge, gute Fruchtgrößen
    • empfindlich gegen Staunässe und Trockenheit
    • anfällig für Chlorose in stark kalkhaltigen Böden
    • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
    • gut vermehrbar, auch durch Steckholz
  • Quitte Adams
    • Selektion aus der Quitte aus Angers durch Adams in Belgien 1965
    • Wuchsstärke zwischen Quitte A und Quitte C
    • frostfester als Quitte C und Quitte EMH
    • anfällig für Chlorose in stark kalkhaltigen Böden
    • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
    • etwas wüchsigerer Ersatz für Quitte C
  • Quitte Eline
    • schwacher Wuchs, oft etwas stärker als Quitte C
    • verfrühter Produktionseintritt, noch früher als Quitte A
    • verbessert Fruchtgröße und -geschmack
    • sehr frosthart
    • anfällig für Chlorose in stark kalkhaltigen Böden
    • nur für beste Standorte
    • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
    • anfällig für Feuerbrand, resistent gegen Phytophtora
  • Quitte C
    • Selektion aus der Quitte aus Angers
    • schwacher-sehr schwacher Wuchs
    • empfindlich gegen Staunässe und Trockenheit und Winterfrost
    • anfällig für Chlorose in stark kalkhaltigen Böden
    • nur für beste Standorte
    • resistent gegen Nematoden und Wurzelkropf
    • anfällig für Feuerbrand, resistent gegen Phytophtora
  • Quitte EMH
    • schwacher-sehr schwacher Wuchs
    • geringe Frosthärte
  • Selten verwendete Unterlagen:
    • Mispel (Mespilus germanica L.)
      • eher starker Wuchs
      • resistent gegen Trockenheit
      • langsames Wachstum, lange Aufzucht (Sämlinge), über Wurzelschnittlinge vermehrbar oder eventuell direkt auf Wurzelstücke veredeln
    • Vogelbeere (Sorbus aucuparia L.)
      • schwacher-mittelstarker Wuchs
      • sehr selten verwendet, eventuell Kompatibilitätsprobleme
      • gute Frostresistenz
      • vor allem für arme, sehr feuchte und/oder saure Böden geeignet
    • Birne (Pyrus communis L.)
      • vermutlich eher starker Wuchs
      • sehr selten verwendet, eventuell Kompatibilitätsprobleme
      • für alle Böden geeignet

2 Comments

  • Mistelfreunde

    Reply Reply 28. November 2024

    Wie genau ziehe ich die Mispeln aus Samen? Für die Stratifikation fraußen ist es mittlerweile nicht mehr kalt genug, und der Kühlschrank hat wahrscheinlich auch nicht die richtige Temperatur. Kann man die Samen Auch für mehrere Monate in die Gefriertruhe bei minus 10 Grad legen oder die Samen aufbrechen und die äußere Samenhülse entfernen? Bei Äpfeln kann man so die Stratifikation umgehen.

    • Johannes

      Reply Reply 28. November 2024

      Die Mispelsamen im Herbst gründlich von Fruchtfleisch befreien und bis zum Frühjahr kalt (um 0°C, nicht in die Gefriertruhe, Kühlschrank ist besser) stratifizieren. Die Keimung ist aber oft unregelmäßig und machnmal erst nach dem zweiten oder mehreren Wintern. Das sagt zumindest mein schlaues Gehölzvermehrungsbuch.
      Ich selbst war noch nie erfolgreich bei der Mispelaussaat. Meine Vermutung ist, das sich die Fruchtfleischreste nicht sauber genug abbekommen habe und die Samen verschimmelt sind.
      Frost bzw. gefrieren der Samen ist, wenn es natürlich passiert, oft nicht schädlich, hilft aber auch nicht die Keimruhe abzubauen, weil das biochemische Prozesse und damit flüssiges Wasser erfordert. Plötzliches einfrieren in der Gefriertruhe ist allerdings of schädlich.
      Viel Erfolg
      Johannes

Leave A Response

Bitte zeigen sie, dass sie ein Mensch sind. *

* Denotes Required Field